Bürgerkonferenz mit Erklärung: "Robotik in der Altenpflege"


27.08.2024 - In diesem Sommer haben Teilnehmer*innen einer zufällig gelosten Bürgerkonferenz im Bundesministerium für Gesundheit eine Erklärung zur Robotik in der Altenpflege übergeben.

Die Erklärung enthält ethische Orientierungspunkte für den verantwortungsvollen Einsatz insbesondere von sozialer Robotik in der Pflege. Dabei wird die Notwendigkeit betont, dass der Einsatz nur unterstützend und nicht als Ersatz für menschliche Pflege erfolgen darf: "Roboter können durch menschliches Personal geleistete Pflege nicht ersetzen. Durch den zukünftig denkbaren breiten Einsatz von Robotik hoffen wir allerdings, dass Pflegende von repetitiven, unterstützenden Tätigkeiten entlastet werden können, um mehr Zeit für hochwertige Pflegetätigkeiten und individuelle Betreuung zu gewinnen“, heisst es in der Erklärung.

Sie enthält insgesamt 20 zentrale Forderungen. So wird u.a. empfohlen, Lösungen aus dem Bereich der sozialen Robotik nur dann einzusetzen, wenn sie sowohl für die Pflegenden als auch für die zu pflegende Person einen nachgewiesenen Mehrwert darstellen.

Die Bürgerkonferenz fordert zudem „Studien, die die Realitäten und Potenziale im Zusammenhang mit sozialer Robotik in der Pflege für zu Pflegende und Pflegende abbilden“. Um eine gute Pflege zu gewährleisten, seien diese Kenntnisse eine elementare Grundlage sowie Ausgangspunkt für die zukünftige Entwicklung der (sozialen) Robotik für die Pflege und ihren sinnvollen Einsatz.

Vor ihrem flächendeckenden Einsatz seien auch umfassende Studien zu den psychischen und physischen Auswirkungen sozialer Robotik auf die Pflegebedürftigen zwingend erforderlich. „Der individuelle Wille hinsichtlich des Einsatzes sozialer Robotik muss rechtssicher formuliert werden, z.B. in einer Patientenverfügung“, so die Bürgerkonferenz weiter. Sie betonte: Jeder habe das Recht auf gute Pflege, unabhängig von der Zustimmung zur sozialen Robotik. Keinesfalls dürfe ein Zwang zum Einsatz von sozialer Robotik entstehen. Darüber hinaus: „Sollte die Gefahr bestehen, dass menschenähnliche Roboter als solche durch die Pflegebedürftigen nicht erkannt werden, dürfen diese zur Vermeidung der Täuschung nur unter Aufsicht eingesetzt werden.“

Hintergrund

Die Bürgerkonferenz fand im Rahmen des Projekts E-cARE statt. Das Projekt erforscht den verantwortlichen Einsatz von (sozialer) Robotik in der Altenpflege. Federführend ist die Juniorprofessur für Medizinische Ethik mit Schwerpunkt auf Digitalisierung, Fakultät für Gesundheitswissenschaften Brandenburg, Gemeinsame Fakultät der Universität Potsdam, der Medizinischen Hochschule Brandenburg Theodor Fontane und der Brandenburgischen Technischen Universität Cottbus-Senftenberg. Das wissenschaftliche Team entwickelt hierzu für das Bundesministerium für Gesundheit eine Ethikleitlinie zur angemessenen Nutzung von technischen Assistenzsystemen.

Für die Bürgerkonferenz waren in Kooperation mit der Stadt Potsdam 3.500 zufällig ausgeloste Bürger*innen eingeladen worden. Aus diesem Pool wurde nach verschiedenen Merkmalen eine Gruppe von 25 Teilnehmer*innen unterschiedlichen Alters, beruflicher Prägung und unterschiedlichen Erfahrungswerten zum Thema ausgewählt. Sie waren an drei Wochenenden zusammengekommen, um die Empfehlungen für den verantwortlichen Einsatz von Robotik zu entwickeln. Dafür hat die Bürgerkonferenz auch Sachverständige angehört und befragt sowie selbst Bekanntschaft mit Robotern gemacht, die in der Altenpflege in Zukunft möglicherweise zum Einsatz kommen.

Hier die Bürgererklärung "Robotik in der Altenpflege"

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