Tabuthema Harninkontinenz: Aktualisierte Leitlinie


07.02.2024 - Inkontinenz ist immer noch ein Tabuthema. Doch vor allem ältere und alte Menschen verlieren ungewollt Urin oder schaffen es nicht mehr rechtzeitig auf die Toilette. Um ihre bestmögliche Betreuung und Behandlung nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen zu gewährleisten, wurde die aktuelle Leitlinie zum dritten Mal umfassend aktualisiert und jetzt veröffentlicht.

Die Federführung bei der Erstellung der S2k-Leitlinie Harninkontinenz bei geriatrischen Patienten hat die Deutsche Gesellschaft für Geriatrie (DGG) übernommen. Leitlinien-Koordinator Prof. Andreas Wiedemann, Leiter der Arbeitsgruppe Inkontinenz bei der DGG, sagt: „Wir haben wichtige neue Handlungsempfehlungen erarbeitet, die insbesondere bei hochaltrigen Patientinnen und Patienten zu mehr Lebensqualität führen können.“

Insgesamt 14 Kapitel umfasst die rund 150-seitige Leitlinie. Das Themenspektrum reicht von Diagnosemethoden und Assessmentinstrumenten über medikamentöse und operative Therapie bis hin zu Toilettentraining und Hilfsmitteln. Neu darunter ist auch ein Kapitel, das sich explizit mit psychosomatischen Aspekten von Harninkontinenz bei älteren Menschen befasst.

In Kapitel 11 Qualifizierte Pflegefachkräfte für Kontinenzstörungen wird zudem darauf hingewiesen: "In Deutschland gibt es die Ausbildung zur ´Stoma- und Inkontinenzfachkraft`, deren Schwerpunkt zumeist jedoch in der Versorgung und Beratung von Stoma-Patienten liegt. Qualifizierte Pflegefachkräfte, die sich schwerpunktmäßig mit Kontinenzstörungen beschäftigen, gibt es bisher nur in wenigen Einrichtungen. Der Titel ´Kontinenzberater/in` ist in Deutschland nicht exakt definiert, Ausbildung und Berufsbezeichnung sind uneinheitlich und gesetzlich nicht geschützt."

Weiter heißt es, in Einrichtungen (auch Pflegeheimen) mit hohem Anteil von inkontinenten betagten Betroffenen sei davon auszugehen, dass bei den Betroffenen deutliche Einschränkungen in den Aktivitäten des täglichen Lebens vorliegen. Dies impliziere "die besondere Bedeutung der partnerschaftlichen Kooperation zwischen pflegerischem und medizinischem Bereich". Eine qualifizierte Pflegefachkraft für Kontinenzstörungen könne hier zu einer wesentlichen Verbesserung der Qualität auf diesem Gebiet führen.

Folgende mögliche Aufgabenfelder einer qualifizierten Pflegefachkraft für Kontinenzstörungen sind in der aktualisierten Leitlinie benannt:
• Pflege-Teamberatung und Schulung im Umgang mit Kontinenzproblemen,
• Steuerung einer angemessenen, ressourcenorientierten Hilfsmittelberatung,
• Zusammenarbeit mit Ärztinnen/Ärzten in Diagnostik, Therapie und Management von Kontinenzstörungen,
• Betroffenen- und Angehörigenberatung (z.B. Führen eines Miktionsprotokolls, Umgang mit und Handhabung von Hilfsmitteln, Toilettentraining),
• Gewährleistung klinischer Kompetenz und Expertise bei komplexen pflegerischen Fragestellungen zu Kontinenzstörungen.

Es folgen zwei Empfehlungen:
▶︎ Der Einsatz einer spezialisierten Pflegefachkräfte für Kontinenzstörungen / Kontinenzberater(innen) ist mit nichtpharmakologischen Interventionen wirksam in der Reduktion von Inkontinenzereignissen und des Vorlagenverbrauches bei geriatrischen Patienten.
▶︎ In Einrichtungen mit hohem Anteil von inkontinenten betagten Betroffenen sollten Pflegefachkräfte für Kontinenzstörungen / Kontinenzberater(innen) arbeiten, die strukturiert ausgebildet wurden und in diagnostische und therapeutische Interventionen einbezogen werden wie z. B. bei dem Führen eines Miktionsprotokolls, der Restharnbestimmung, einem Toilettentraining, der Auswahl, Anwendung bzw. Anpassung von Hilfsmitteln und der Anleitung zu deren Gebrauch sowie die Anleitung zum Selbst- oder Fremdkatheterismus.

Quelle: dggeriatrie.de

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