Bundesregierung: Nationale Strategie gegen Einsamkeit


20.12.2023 - Der DVLAB hatte Prof. Dr. Dr. Rolf Dieter Hirsch aus gutem Grund um einen Vortrag auf dem 28. Bundeskongress zum Thema "Einsamkeit" gebeten. Denn sie treibt Menschen um – nicht nur mit zunehmendem Alter, aber auch und gerade dann. Jetzt hat die Bundesregierung im Kabinett eine nationale "Strategie gegen Einsamkeit" beschlossen. Das Dumme daran: Zur Umsetzung entsprechender Maßnahmen sind keine weiteren Mittel vorgesehen.

Das 32 Druckseiten starke Papier "Strategie der Bundesregierung gegen Einsamkeit" ist unter der Federführung der Bundesfamilienministerin soeben erschienen und stellt in seiner Einleitung richtig fest: "Einsamkeit ist ein gesellschaftliches Thema, das bei vielen Betroffenen mit Gefühlen der Scham verbunden ist. Dies erschwert die individuelle Linderung von Einsamkeit sowie die gesellschaftliche Debatte über das Thema. Aus diesen Gründen ist übergreifend zu den Zielen der Strategie ein besonderer Fokus auf vulnerable Gruppen, eine intersektionale Perspektive sowie eine gesellschaftliche Sensibilisierung zum Thema notwendig."

Folgende Ziele sollen mit der Strategie verfolgt werden:
1. die Öffentlichkeit sensibilisieren und das Thema Einsamkeit besprechbar machen,
2. das Wissen um die Vorbeugung und Linderung von Einsamkeit im professionellen Kontext und im Engagement stärken,
3. die Arbeit von Praktiker*innen in der Sozialen Arbeit und im Engagement zur Vorbeugung und Linderung von Einsamkeit stärken,
4. Einsamkeit als gesamtgesellschaftliche Herausforderung verstehen und die Vorbeugung sowie Linderung von Einsamkeit sektoren- und bereichsübergreifend fokussieren,
5. niedrigschwellige und barrierefreie Zugänge zu bedürfnisorientierten Angebote für Menschen mit Einsamkeitserfahrungen schaffen.

Zu jedem dieser Ziele werden insgesamt über 10 Seiten "Kernmaßnahmen" und "Weitere Maßnahmen" genannt, allerdings ohne Konkretisierung oder schon gar nicht mit entsprechenden Budgetmitteln.

Und da offenbart sich das ganze Problem der Strategie. Wenn man es aus der Perspektive der Altenhilfe ansieht, so kann sie zu folgenden im Papier erwähnten Vorhaben nur nicken. Da heißt es etwa, es sollen Maßnahmen zur Erhaltung von Kompetenzen älterer Menschen sowie zu deren Unterstützung gefördert werden, um soziale Teilhabe zu ermöglichen und zu erhalten. Oder dass Maßnahmen zur Weiterentwicklung hospizlicher und palliativer Angebote wichtig seien, die darauf ausgerichtet sind, insbesondere schwerstkranken Alleinlebenden, aber auch sehr alten Menschen (...) gesellschaftliche Teilhabe bis in die letzte Lebensphase zu ermöglichen. Ecetera pp.

Alles gut und schön. Aber die Gretchenfrage aus Sicht der Einrichtungen und Dienste für alte Menschen ist doch: WER bei uns soll sich auch noch darum kümmern – wo wir doch sowieso schon unter schlimmster Personalnot leiden? Und WIE sollen weitere Maßnahmen finanziert werden, wenn wir doch jetzt schon unterfinanziert sind?

Das wird die Bundesregierung beantworten müssen, wenn sie Maßnahmen gegen die Einsamkeit alter Menschen anregt und es damit auch ernst meint.

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