Wissenschaftsrat: Empfiehlt mehr Akademisierung in der Pflege


19.12.2023 - Der Wissenschaftsrat der Bundes und der Länder hat sich mit der Weiterentwicklung von Gesundheitsfachberufen beschäftigt und kürzlich auch mit Blick auf die Pflege seine Empfehlungen abgegeben. Danach sollten künftig 20 Prozent aller Angehörigen der Pflegeberufe akademisch ausgebildet sein.

Künftig 20 statt 2,5 Prozent Akademiker*innen

In einem Gastbeitrag vom 9. Dezember 2023 schreibt Prof. Dr. med. Wolfgang Wick, der Vorsitzende des Wissenschaftsrates und Direktor der Neurologie am Universitätsklinikum Heidelberg, auf zeit.de: "Während die Gesellschaft älter, kränker und pflegebedürftiger wird, sucht das Gesundheitssystem händeringend gut ausgebildetes Personal, das gerade in der Pflege (...) immer anspruchsvollere Leistungen erbringen muss. (...) Wir brauchen deshalb erstens Pflegeberufe, die deutlich attraktiver sind, und zweitens Fachkräfte, die für die steigenden Anforderungen noch besser qualifiziert sind. Helfen würde hierbei eine akademische Ausbildung an den Hochschulen. Sie würde auch das Selbstbewusstsein der Disziplin stärken."

Der Wissenschaftsrat empfehle deshalb, dass künftig 20 Prozent aller Angehörigen der Pflegeberufe akademisch ausgebildet seien. Bislang liege die Akademisierungsquote in der Pflege bei lediglich 2,5 Prozent. "Ein höherer Akademikeranteil in der Pflege und den weiteren Gesundheitsfachberufen ist eine Voraussetzung dafür, das Gesundheitssystem effizienter zu gestalten. Denn die Kompetenzen müssen zwischen Pflegepersonal und Ärzteschaft neu verteilt werden", so Wick.

Entsprechend qualifizierte Pflegekräfte sollten dann häufiger als zurzeit selbstständig Untersuchungen durchführen und Diagnostiken veranlassen können. "Sie könnten stärker Therapien überwachen und bewerten – um dann zu wissen, wann sie ärztliche Expertise hinzuziehen müssen. Eine solche Höherqualifizierung entlastet die Ärztinnen und Ärzte." Diese müssten sich allerdings ihrerseits auf diese neue Arbeitsteilung ohne Dünkel einlassen. "Gefordert ist eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe", schreibt der Vorsitzende des Wissenschaftsrats.

Der Wissenschaftsrat ist ein wissenschaftspolitisches Beratungsgremium in Deutschland. Er wurde am 5. September 1957 gegründet und berät Bund und Länder in Fragen der inhaltlichen und strukturellen Weiterentwicklung des Hochschulsystems sowie der staatlichen Förderung von Forschungseinrichtungen.

Gesundheitsminister plant Pflegekompetenzgesetz

In thematischem Zusammenhang mit der Empfehlung des Wissenschaftsrates ist auch eine Ankündigung von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach interessant: Er will bis Sommer 2024 den Gesetzentwurf für ein sogenanntes Pflegekompetenzgesetz vorlegen. Nach Lauterbachs Angaben sollen die vorläufige Eckpunkte dafür schon stehen und mit den Spitzen der Gesundheits- und Pflegebranche beraten werden.

Der Gesundheitsminister will die Attraktivität des Pflegeberufs durch zusätzliche Kompetenzen erhöhen. Er denkt beispielsweise daran, dass Pflegekräfte etwa zur Ernährung beraten, die Versorgung von Wunden eigenständig planen oder über den Einsatz bestimmter Salben und Katheter entscheiden dürfen. Fachkräfte mit akademischem Abschluss sollen sogar kleine Praxen leiten und bestimmte Medikamente selbst verschreiben können.

Pflegebevollmächtigte begrüßt das Vorhaben

Claudia Moll, der Pflegebevollmächtigten der Bundesregierung, kommen Lauterbachs Pläne entgegen. Auch sie plädiert für die Erweiterung der pflegerischen Kompetenzen und sagte u.a.: "Der Arztvorbehalt ist in vielen Bereichen veraltet. Pflegende brauchen mehr und eigenständige Handlungsspielräume. Das dient der Versorgungsqualität und der Berufszufriedenheit gleichermaßen."




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