Gendern in Stellenanzeigen: Großes Fragezeichen


21.08.2023 - Ambulante und stationäre Pflegeeinrichtungen sind mit vielen Problemen beschäftigt. Die Frage des Genderns nimmt dabei kaum einen Stellenwert ein. Das könnte sich ändern.

Eine Umfrage des Marktforschungsinstitut Bilendi im Auftrag der Personalmarketing-Agentur Königsteiner Gruppe unter 1.026 Bewerber*innen hat gezeigt: Knapp die Hälfte der potenziell Interessierten wünscht sich, dass in Stellenanzeigen auf Sternchen und andere geschlechtsneutrale Ansprachen verzichtet wird.

Fakt ist: Will eine Einrichtung oder ein Träger Stellen avisieren, so kommt niemand um eine Entscheidung drumrum. Werden Altenpfleger gesucht oder Altenpfleger*innen bzw. AltenpflegerInnen bzw. Altenpfleger:innen mit Sternchen, großem I oder Doppelpunkt im Wort? Oder bittet die Einrichtung vielleicht Altenpflegende um ihre Bewerbungen?

Viele Leitungskräfte haben fast den Eindruck: Wie wir es auch machen – es ist irgendwie immer falsch!

Ginge es nach dem Ergebnis der Umfrage, so wäre die Sache recht einfach. Dann hieße es nämlich schlicht "Altenpfleger gesucht". Diese Variante, das generische Maskulinum als allgemeiner Oberbegriff für alle Geschlechter, kommt bei den Befragten am besten an:

• 45 Prozent der Befragten wünschen sich, dass in ihren Ausschreibungen auf eine geschlechterneutrale Ansprache verzichtet wird.

• 29 Prozent ist es egal, ob die Stellenanzeige geschlechtsneutral formuliert ist.

• Nur 25 Prozent wünscht sich, dass in Ausschreibungen gegendert wird. (Das sind 13 Prozent weniger als 2021, als sich in der Königsteiner-Umfrage noch 38 Prozent dafür aussprachen.)

Die Abneigung gegen jede Form von geschlechtergerechten Formulierungen geht bei den 45 Prozent der Befragten sogar so weit, dass wiederum knapp die Hälfte dieser Gruppe (genau: 44 Prozent) angibt, sich nicht auf eine Ausschreibung mit gegendertem Text bewerben zu wollen.

Auch interessant, warum das Gendern so strikt abgelehnt wird, nämlich 1. weil sich viele von der gesellschaftlichen Diskussion darüber genervt fühlen, 2. weil das Gendern den Lesefluss störe und 3. ein ungelenkes Sprachbild erzeuge.

Befragte, die dagegen geschlechtssensible Formulierungen befürworten, glauben, dass das Gendern 1. stärker eine positive Haltung des Arbeitgebers zu Diversität und Vielfalt zeige, 2. einfach zeitgemäßer sei und 3. tatsächlich niemanden ausschließe.

Unter den jüngeren Befragten (18- bis 29-Jährige) war die Akzeptanz bzw. Befürwortung des Genderns übrigens erwartungsgemäß deutlich höher als bei den älteren.

Sollten Einrichtungen und Träger nun den Ergebnissen der Umfrage tatsächlich nachgeben und geschlechtsneutrale Formulierungen in Stellenanzeigen künftig wieder einmotten? Das wäre natürlich eine Versuchung, gerade in Zeiten akuten Personalmangels. Andererseits würden Arbeitgeber dafür u.U. ihre Überzeugungen aufgeben.

So oder so – irgendwelche am Stellenwechsel interessierte Personen werden beim Studium einer entsprechenden Annonce immer irritiert sein. Vielleicht hilft es, sich als Arbeitgeber dann am besten auf die Werte und Haltungen im eigenen Unternehmen zu besinnen und die entsprechende Linie zu verfolgen – mag sie altbacken sein oder zu einer geschlechtergerechten Sprache führen. Gewisse Schlüsse sind aus beidem zu ziehen.



zurück


DVLAB e.V.
Bahnhofsallee 16 | D-31134 Hildesheim
Telefon: 05121-2892872 | Telefax: 05121-2892879
E-Mail: info@dvlab.de
Impressum | Datenschutz
©
Admin
- 398948 -