Studie: Gewalt gegen Bewohner*innen in Pflegeheimen


05.06.2023 - Das Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP) hat seine neueste Studie vorgestellt. Sie basiert auf der Befragung von über 1000 in Pflegeheimen tätigen Leitungskräften zur Frage der "Gewalt gegen Bewohnerinnen und Bewohner von Einrichtungen der stationären Langzeitpflege". Die Ergebnisse zeigen die Problematik.

Das ZQP kommt zu dem Schluss: "Gewalt gegen pflegebedürftige Personen kommt hierzulande in allen Settings der Langzeitpflege nicht nur ausnahmsweise vor." Mit Blick in Pflegeheime könne sich interpersonelle Gewalt zwischen Personen verschiedener Gruppen (z.B. zwischen Mitarbeitenden und Bewohner*innen) oder innerhalb einer Gruppe (z.B. unter Bewohner*innen) ereignen. Daher sei es ein Präventionsthema von erheblicher Bedeutung, Gewalt gegen jegliche Person in der stationären Langzeitpflege zu verhindern bzw. bei auftretenden Fällen erfolgreich zu intervenieren.

Im Ergebnis weisen die Studienautoren explizit darauf hin: "Über ein Drittel der befragten Leitungskräfte ist der Ansicht, aggressives und gewaltsames Verhalten gegen Bewohner*innen stelle ihre Einrichtung vor merkliche Herausforderungen. Die Daten unterstreichen dabei, dass es sich bei Gewaltvorkommnissen insgesamt nicht um Einzelfälle handelt." Hier einige Schlaglichter:

• 69 Prozent der Leitungskräfte gaben an, sich an mindestens einen Vorfall von Gewalt gegen Bewohner*innen in der Einrichtung in den letzten 12 Monaten zu erinnern. Sie haben dabei nicht unterschieden, aus welcher Gruppe heraus und in welcher Form die Gewalt ausgeübt wurde.

• Mit Abstand am häufigsten (63 Prozent) erinnerten die Befragten ein Gewaltverhalten unter den Bewohnerinnen und Bewohnern.

• 19 Prozent der Befragten wussten von Gewalthandlungen gegen Bewohner*innen durch Mitarbeitende.

• Ebenfalls 19 Prozent berichteten von gewaltsamem Verhalten im Heim, das von Angehörigen oder Gästen gegen Bewohner*innen ausging.

Und auch, dass die Gewalt von Mitarbeitenden gegen Bewohner*innen in einem möglichen Zusammenhang mit der Personalnot der Einrichtungen gesehen werden müsse, wird von den Autoren angemerkt. Sie betonen:

• Knapp drei Fünftel (59 Prozent) der Befragten sagt, sie hätten regelmäßig Probleme, genügend examiniertes Pflegepersonal zur finden, das den Ansprüchen der Einrichtung genügt.

• Über ein Fünftel der Leitungskräfte (21 Prozent) empfindet es als herausfordernd, Personal zu kündigen, welches wiederholt durch gewaltsames Verhalten aufgefallen ist.

Dagegen ließe sich die tatsächliche Häufigkeit von verbaler/psychischer, körperlicher oder sexualisierter Gewalt gegen Bewohner*innen durch Mitarbeitende in Einrichtungen kaum beziffern, so die Autoren. Dazu gebe es nur wenige und auch nur ältere Studien. Einen Grund dafür sehen sie in der geringen Auskunftsbereitschaft bei den Pflegenden zu dieser Frage.

Das ZQP unterstrich aber auch ausdrücklich, dass umgekehrt auch beruflich Pflegende in Einrichtungen Opfer von gewaltsamem Verhalten durch Bewohner*innen werden. Dies war jedoch nicht Gegenstand der Studie.

Die aktuelle Studie "Gewalt gegen Bewohnerinnen und Bewohner von Einrichtungen der stationären Langzeitpflege" des ZQP wurde per Zufallsauswahl als computergestützte Telefonbefragung von 1.002 Leitungskräften in ebenso vielen stationären Pflegeeinrichtungen durchgeführt. Dabei wurden sowohl allgemeine Fragen zu Gewalt gestellt als auch im zweiten Teil Fragen zu sexualisierter Gewalt thematisiert.

Hier eine zusammenfassende Auswertung

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