DVLAB Mitglieder-Salon: Fruchtbarer Austausch


14.03.2024 - Das neue digitale Format des DVLAB zum fachlichen Austausch der Leitungskräfte – der Mitglieder-Salon – war im Januar 2024 gestartet. Jedes virtuelle Treffen wird länderspezifisch durchgeführt, und das pro Bundesland zweimal im Jahr. Nach nunmehr acht durchgeführten Mitglieder-Salons quer durch die Republik ist es Zeit für eine erste kleine Zwischenbilanz.

Nadine Lopuszanski (Foto) vom DVLAB Bundesvorstand hat den neuen Mitglieder-Salon des Verbandes nicht nur initiiert, sondern sie moderieren auch jede Veranstaltung. Hier gibt sie im Gespräch mit Swaantje Düsenberg erste Einblicke in die Themen und Diskussionen, die dort geführt werden.

Frau Lopuszanski, wie finden die Leitungskräfte überhaupt in das neue Format?
Lopuszanski: Die Termine für das ganze Jahr 2024 haben wir allen bereits im Oktober 2023 bekanntgegeben. Vor jedem Mitglieder-Salon erhalten unsere Mitglieder des betreffenden Bundeslandes dann die Einwähldaten. So kann sich jede Leitungskraft dazuschalten, die teilnehmen möchte.

In welchen Bundesländern ist der Mitglieder-Salon denn bisher gelaufen?
Lopuszanski: Premiere war im Januar 2024 in Sachsen-Anhalt, gefolgt von Niedersachsen. Im Februar waren dann gleich fünf Bundesländer mit ihren jeweiligen ersten Terminen an der Reihe – nämlich Bayern, Thüringen, Rheinland-Pfalz, Baden-Württemberg und Sachsen. Anfang März folgte zunächst Berlin. In diesem Monat werden aber auch in Brandenburg, NRW und im Saarland virtuelle Treffen stattfinden.

Sämtliche noch ausstehende Termine in diesem Jahr veröffentlichen wir hier im Anschluss an dieses Interview auch noch einmal. Jetzt interessieren uns aber erstmal Ihre Eindrücke. Wie groß war das Interesse? Wie sind die ersten acht Mitglieder-Salons gelaufen?
Lopuszanski: Dafür, dass sich dieses neue Format im DVLAB erst noch etablieren muss, bin ich mit dem Interesse sehr zufrieden. Es war überall zu spüren, dass unsere Mitglieder die Möglichkeit, sich mit Kolleginnen und Kollegen länderspezifisch austauschen zu können, gut finden. Denn in jedem Bundesland ist die Themensetzung doch ein wenig anders.

Bevor wir dazu kommen – gibt es Themen, die Ihre Teilnehmer*innen quer durch alle Bundesländer bewegen?
Lopuszanski: Eindeutig ja, zum Beispiel die Umsetzung der neuen Personalbemessung in der stationären Pflege. Nach Eindruck der Teilnehmer*innen in Sachsen-Anhalt sind die meisten Einrichtungen dort in Verhandlung. Aus Niedersachsen wurde hingegen berichtet, dass die Umsetzung dort am QN3 scheitere, weil es einfach zu wenig Pflegehelfer*innen gibt. In Bayern wiederum scheint die Umsetzung zwar zu laufen – dort pendelt sich die Fachkraftquote jetzt bei etwa 40 Prozent ein –, unklar bleibt nach Eindruck der Teilnehmer*innen aber die Rolle der Pflegehelfer*innen bei der Delegation ärztlicher Aufgaben. Das haben sie intensiv diskutiert. Wieder anders sieht es Berlin aus, wo offenbar wenig Interesse an der neuen Personalbemessung besteht. Dort hat die Fachkraftquote laut Heimaufsicht auch weiterhin 50 Prozent zu betragen.
Nach Eindruck der Teilnehmenden scheint das Umsetzungsinteresse am PeM auch in Baden-Württemberg sehr gering zu sein, weil die neue Personalbemessung durch den Wegfall zuvor refinanzierter Sonderstellen faktisch zu Personalabbau führe. Die theoretische Möglichkeit der Erhöhung des Personals wird zwar gesehen und die Nachfrage ist auch hoch – aber woher soll mehr Personal kommen, wenn schon jetzt keines mehr zu haben ist?

Dieses Problem beschränkt sich sicher nicht nur auf Baden-Württemberg.
Lopuszanski: Ja, die Personalgewinnung ist überall ein Problem – und durch das PeM und den daraus resultierenden Mehrbedarf an mindestens einjährig ausgebildeten Hilfs- bzw. Assistenzkräften bleibt das auch ein Problem.

Was die Bundesregierung jetzt ja ändern will mit ihrem geplanten Gesetz für eine bundeseinheitliche generalistische Pflegeassistenzausbildung
Lopuszanski: Das ist Zukunftsmusik – die neue Personalbemessung und der entsprechende Bedarf an Hilfs- bzw. Assistenzkräften, die überall fehlen, ist die Gegenwart.

Gab es in den Mitglieder-Salons auch Hinweise zur Personalgewinnung?
Lopuszanski: Aus Niedersachsen wurde zum Beispiel berichtet, dass dort der Einsatz von Leiharbeitskräften nicht als Option angesehen wird, weil die entsprechenden Kosten bei Pflegesatzverhandlungen nicht anerkannt werden. Das ist auch andernorts der Fall. Niedersächsische und übrigens auch sächsische Einrichtungen lösen das dadurch, dass sie die Belegung zurückfahren statt Leasingkräfte einzustellen. Interessant fand ich, dass dort eine Auslastung von rund 96 oder 98 Prozent offenbar nicht mehr zwingend, sondern eine Absenkung auf 88 bis 92 Prozent möglich ist. Der Hinweis in anderen Mitglieder-Salons, das zu versuchen, wurde dankbar aufgenommen. Ebenso interessiert zeigten sich die Mitglieder in allen Salons für den Tipp, Kontakt zu Universitäten in ihrer Nähe aufzubauen, um dort einschlägig Studierende für die Altenpflege zu gewinnen, etwa über das Angebot von Praktikumsplätzen.

Haben Sie in den Mitglieder-Salons auch über die generalistische Pflegeausbildung gesprochen?
Lopuszanski: Absolut, zumal die Einrichtungen und Dienste der Altenpflege ja jetzt über erste Erfahrungen mit generalistisch ausgebildeten Pflegekräften haben – wenn sie denn überhaupt über solche verfügen. Das ist längst nicht überall der Fall. Gerade in urbaneren Regionen, in denen es mehr Krankenhäuser gibt, scheinen sich weniger Examinierte für die Altenpflege zu entscheiden, das zeichnet sich ab. Sofern sie jedoch dieses Berufsfeld wählen, waren sich so ziemlich alle Teilnehmer*innen in unseren Mitglieder-Salons einig, dass diesen Pflegefachkräften vertieftes spezifisches Wissen für die Langzeitpflege fehlt. In diesem Zusammenhang wurde mein Hinweis auf ein mögliches Stipendium zur Weiterbildung als sehr hilfreich empfunden. Wir haben diesen Hinweis auch auf der DVLAB-Homepage verbreitet. Um dieses Stipendium können sich im Prinzip alle, die die Ausbildung in einem Gesundheitsberuf gut abgeschlossen haben, bei der Stiftung Begabtenförderung in Bonn bewerben. Also auch generalistische Pflegefachkräfte.
Ansonsten kam in den Mitglieder-Salons mehrfach der Hinweis auf hohe Durchfallquoten der generalistischen Auszubildenden, teilweise bis zu 50 Prozent würden den Abschluss nicht schaffen. In Sachsen-Anhalt wird z.B. derzeit um eine Regelung gerungen, dass „durchgefallene“ Generalisten zumindest als Pflegehelfer*innen anerkannt werden. Und es wurde auch mehrfach gesagt, dass sich nach wie vor wenig oder gar keine Auszubildenden mit Abitur in der Altenpflege bewerben würden. Lediglich aus Bayern kamen anderslautende Berichte, dort zeigen Azubis offenbar durchaus Interesse an der Altenpflege – vor allem, wenn sich herumspricht, dass der Azubi-Einsatz in einer Einrichtung gut organisiert ist!

Frau Lopuszanski, das waren schon einige Schlaglichter aus dem Kreis der Salon-Teilnehmer*innen. Konnten auch Sie für den DVLAB Bundesvorstand daraus Erkenntnisse ziehen?
Lopuszanski: Auf jeden Fall! Der bisherige Austausch mit unseren Mitgliedern spiegelt zwar nur Einzelstimmen wider – aber es zeichnet sich doch klare Themen für den DVLAB ab.
Erstens fühlen wir uns darin bestärkt, in unserer vehementen Forderung nach einem umfassenden Umbau der Altenhilfe nicht nachzulassen. Denn der Personalmangel drückt überall enorm und zum Teil existenzgefährdend für die Einrichtungen und Dienste sowie bedrohlich für die Versorgung von pflegebedürftigen Menschen!
Zweitens wollen wir auch am Thema generalistische Ausbildung dranbleiben. Das wird noch sehr spannend, wenn dazu erstmal die Zahlen schwarz auf weiß vorliegen, was ja bald der Fall sein wird.
Und drittens ist schon auf den bisherigen Mitglieder-Salons deutlich geworden, dass wir uns stärker auch mit der Eingliederungshilfe befassen sollten. Dazu kamen nämlich von vielen Seiten Hinweise auf Probleme. Daher überlegt der Bundesvorstand zurzeit, ob wir für dieses Thema nicht auch ein neues Format auflegen sollten, dann aber nicht länderspezifisch, sondern als bundesweiter Austausch. Nach meinem Eindruck würden das unsere Mitglieder, die in diesem Bereich leitend tätig sind, sehr begrüßen.

Dann wünschen wir Ihnen bis zu Ihrem nächsten Zwischenbericht weiterhin viel Erfolg für die kommenden Mitglieder-Salons, eine gute Teilnehmerquote und für alle Beteiligten viele Erkenntnisse. Und danke für diese ersten Einblicke!

MITGLIEDER-SALON: DIE NÄCHSTEN TERMINE

▶︎ Baden-Württemberg: 04. Juli 2024
▶︎ Bayern: 13. Juni 2024
▶︎ Berlin: 21. November 2024
▶︎ Brandenburg: 07. November 2024
▶︎ Bremen: 25. April und 14. November 2024
▶︎ Hamburg: 16. Mai und 05. September 2024
▶︎ Hessen: 12. September 2024
▶︎ Mecklenburg-Vorpommern: 19. September
▶︎ Niedersachsen: 06. Juni 2024
▶︎ Nordrhein-Westfalen: 26. September
▶︎ Rheinland-Pfalz: 27. Juni 2024
▶︎ Saarland: 10. Oktober 2024
▶︎ Sachsen: 08. August 2024
▶︎ Sachsen-Anhalt: 20. Juni 2024
▶︎ Schleswig-Holstein: 23. Mai und 17. Oktober 2024
▶︎ Thüringen: 30. Mai 2024









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